Und es begab sich, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging…

Mit diesem berühmten Satz beginnt der Evangelist Lukas seine bekannte Weihnachtsgeschichte.

Was um alles in der Welt motivierte den Evangelisten, den Namen eines heidnischen Kaisers an so prominenter Stelle zu erwähnen? Was hat es mit dem Datum und dem Ort von Jesu Geburt auf sich? Wie sind Bibelstellen überhaupt historisch kritisch zu lesen? Diesen Fragen ging Prof. Gerhard Hartinger in einem interessanten, fächerübergreifenden „Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte“ mit den RK Schüler:innen der 8ten und 7ten Klasse nach.

Ausgangspunkt und Highlight der Stunde war die historische Krippe, die Kollege Hartinger in vielen Handarbeitsstunden gefertigt hatte. Dabei war er von folgenden Erkenntnissen der Bibelforschung ausgegangen, wie sie von Simone und Claudia Paganini in ihrem Buch "Von wegen Heilige Nacht!" präsentiert werden:

Die Übersetzung des griechischen Wortes τὸ κατάλυμα (tó katályma) von Martin Luther mit „Herberge“ prägt bis heute unsere Vorstellung von den Umständen der Geburt Jesu. Tatsächlich bezeichnet katályma in einem einfachen Wohnhaus zur Zeit Jesu einen Nebenraum, der als Abstellraum oder im Bedarfsfall auch als Gästezimmer verwendet wurde.

Bei Lukas heißt es (Lk. 2,7): Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Gemeint ist damit aber nicht eine fehlende Schlafstelle in irgendeiner Herberge in Bethlehem, sondern der enge Nebenraum eines  Hauses, von dessen gastfreundlichen Bewohnern, vielleicht sogar Verwandten, das  Paar aufgenommen worden war. Da in diesem Raum jedoch nicht genügend Platz für die bevorstehende Geburt war, wich man in den größeren Hauptraum des Hauses aus, der auch als Stall für die Haustiere (Schafe und Ziegen) benutzt wurde, und legte das Neugeborene in eine der hier vorhandenen Futterkrippen. 


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Matthäus und Lukas haben mit ihren recht unterschiedlichen Erzählungen von der Geburt Jesu Texte geschaffen, die zum literarischen Erbe der Menschheit zählen. Die beiden biblischen Weihnachtsgeschichten sind aber keineswegs als exakte Protokolle eines historischen Vorganges zu verstehen, sondern als theologische Erzählungen mit der gemeinsamen Botschaft:  

Der neugeborene Jesus ist der Christus (Retter) für die Welt. Er ist es von Geburt an und wird es nicht erst am Kreuz.


Wir bedanken uns bei Prof. Hartinger für diese besondere Unterrichtsstunde und wünschen ihm viel Freude mit seiner historischen Krippe!

 

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 Text und Bilder: Prof. Angelika Ebenkofler